Der HERR ist der Gott der Heerscharen,
als HERR ruft man ihn an!
Hos 12,6
Liebe Gemeinde
Als Ende des letzten Jahrtausends ein neues Gesangbuch für die reformierten Kirchen der Deutschschweiz eingeführt werden sollte, da war sich die Herausgeberkommission einig. Wie im alten Gesangbuch sollte auch im neuen auf den Abdruck des Schweizerpsalms verzichtet werden. Die Nationalhymne sei, aus kirchenmusikalischem Blickwinkel, nicht für den Gemeindegesang geeignet. Die Melodie von Alberich Zwyssig sei zwar solide, aber dem Text fehle es an theologischer Tiefe. Dies, so meine ich beim Lesen über die Nationalhymne verstanden zu haben, liege daran, dass der Text aus einer starken Bearbeitung des Gedichtes «Schweizerpsalm» von Leonhard Widmer entstanden ist. Diese Bearbeitung wurde notwendig, nach dem Alberich Zwyssig mit einer Vertonung beauftragt wurde.
Als Mönch hatte er bereits einige Kirchenlieder komponiert. Doch zur Zeit der Beauftragung mit der Vertonung des Schweizerpsalms hatte er ganz andere Sorgen. Das Kloster Wettingen, in dem er lebte, wurde gerade auf Beschluss des Grossen Rates des Kanton Aargaus aufgelöst. Alberich Zwyssig und seine Mitbrüder waren heimatlos geworden. Wie sollte er in dieser Lage ein neues Werk schaffen? Doch der Auftrag war im wichtig. Kam er doch von einem Reformierten. In einer Zeit der Auseinandersetzung war ein solcher Auftrag auch ein Zeichen der Hoffnung. Ein Katholik und ein Reformierter, die in der Musik eine gemeinsame Sprache fanden und so den konfessionellen Graben überbrückten! So schlug er vor den Notensatz seiner Komposition «Diligam te Domine (Ich will Dich lieben Herr) zu verwenden. Dazu musste der Text aber stark bearbeitet und vereinfacht werden. So entstand in der Zusammenarbeit beider Männer aus dem Gedicht der Liedtext. Jener Text, der 150 Jahre später der Gesangbuchkommission zu einfach schien.
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