Jedem, der hat, wird gegeben werden; dem aber, der nicht hat, wird auch das noch genommen werden, was er hat.
Lk 19,26
Mit dem Tagesspruch habe ich Mühe. Ich frage mich: „Was ist mit den, die nichts haben? Den Armen dieser Welt?“ Dass den Reichen die Welt gehört, habe ich in meinem Leben immer wieder erfahren. Aber nun auch noch der Himmel? Ein Ort exklusiv für die geistig Reichen – den Starken im Glauben?
Doch glaube kann geteilt werden. Im gemeinschaftlichen Glauben der gottesdienstlichen Gemeinde fühle ich mich getragen, auch dort, wo mein Glaube nicht trägt. Wo ich im Anblick der fragwürdigen Welt an Gott Zweifel habe. Wenn ich mit leeren Händen vor dem König stehe.
Wo unser Glaube trägt, mögen wir vergessen, dass wir Teil einer Gemeinschaft sind. Brechen wir aber ein, so brauchen wir den festen Glauben unserer Nächsten. Dann ist es gut, wenn auch wir Teil einer Gemeinde sind.
Drei kluge Knechte
Es war einmal ein König, der sich auf Reisen begab. Seinen drei Knechten vertraute er je einen Betrag an. Dem ersten gab er zehn Goldstücke, dem zweiten fünf und dem dritten eins. „Handelt klug damit!“ empfahl er und reiste ab.
Da sprach der erste Knecht zu sich: „Ich will ein Gasthaus eröffnen.“ Doch er musste erfahren, dass sein Kapital nicht reichte.
Auch der zweite Knecht fasste einen plane: „Ich will einen Acker kaufen und ihn bestellen.“ Doch reichten die fünf Goldstücke nicht dazu.
Der Dritte schaute nur auf sein Goldstück und sprach: „Ich habe zu wenig, um nur einen Plan zu fassen.“
Doch als der König wiederkam, traten seine drei Knechte vor ihn. Ein jeder von ihnen brachte ein Vielfaches zurück. „Grosser König“, sprachen sie, „Ihr habt uns wenig gegeben. Jeder für sich konnte nichts erreichen. So haben wir uns zusammen getan. Gemeinsam erwarben wir ein Gasthaus. Gemeinsam schafften wir, was jeder einzelne nicht vermochte.“
„Ihr habt recht getan“, sprach darauf der König.