Gedanken zum Burkaverbot

70 Prozent, so war es jüngst zu lesen, sind für ein Verbot der Burka und ähnlicher, den ganzen Körper verhüllender Kleidung. Gegen die Burka, so die Befürworterinnen und Befürworter des Verbotes, spreche je nach Betrachtungsweise entweder die darin zum Ausdruck kommende radikale Glaubenshaltung der Trägerin oder deren Unterdrückung durch ebenso radikal gestimmte männliche Gläubige aus ihrem Umfeld. Kurz um es wird zum Ausdruck gebracht, dass Burka, Niqab und ähnliche Gewänder bei uns nichts verloren haben. Wir wollen keine fundamentalistisch-islamistischen Islam bei uns, so die Gegnerinnen und Gegner.

Ihnen gegenüber stehen 30 Prozent, die mit Religionsfreiheit und Toleranz für die Freiheit Burka zu tragen plädieren. Selbstverständlich stimmen auch diese 30 Prozent dem Grundsatz der anderen 70 Prozent zu, dass keine Frau, weder durch den eigenen Vater, die Brüder, ihren Ehemann noch sonstige Mitglieder ihrer Glaubensgemeinschaft gezwungen werden darf Burka oder Niqab zu tragen.

Burkaverbot ja oder nein wird so zur entscheidenden Fragen.

Doch ist dies die richtig Frage? Erreicht ein Burkaverbot, was es gemäss seiner Befürworterinnen und Befürworter erreichen soll? Schützt es uns vor einem radikalen Islam?

Sowohl Burka als auch Niqab waren in ihren jeweiligen Ursprüngen ohne Verbindung zur Religion entstanden. Erst sekundär erhielten sie in bestimmten Ausprägungen des Islam eine religiöse Konnotation. In dieser aufgeladenen Bedeutung begegnen sie uns heute. Sie sind uns zum Zeichen eines fundamentalistischen Islams geworden.

Burka, Niqab und Co. sind Zeichen. Als Zeichen weisen sie über sich hinaus auf das was sie bezeichnen. Zeichen und Bezeichnetes sind nicht identisch. Das Zeichen hat lediglich verweischarakter.

Machen wir uns dies am Beispiel des Strassenverkehrs deutlich. Mündet eine untergeordnete Strasse in eine Strasse höherer Ordnung ein, so wird bei der Einmündung häufig ein Stoppschild aufgestellt und eine entsprechende Markierung auf der Fahrbahn aufgetragen. Der Stopp soll Verkehrsteilnehmer vor einem Unfall und dessen Folgen bewahren. Weder das Stoppschild noch die Markierung sind gefährlich. Alleine von der Einmündung der einen in die anderen Strasse geht Gefahr aus. Doch sind Stoppschild und Markierung Zeichen für diese Gefahr. Sie Weise darauf hin.

Kommt es bei einem Stopp gehäuft zu Unfällen, so kommt kein vernünftiger Mensch auf die Idee das Stoppschild entfernen zu wollen und dabei zu glauben, dass die Gefahr gebannt sei. Vielmehr leuchtet es unmittelbar ein, dass das Entfernen die Situation nicht ent-, sondern vielmehr verschärft.

Ein Burkaverbot wird einem radikalen Islam keinen Einhalt gebietet, wie auch ein Verzicht auf ein Verbot nicht per se die Freiheit stärkt. Vielmehr müssen wir uns als Gesellschaft mit der Fragen beschäftigen, wie wir mit fundamentalistischen Haltungen jedweden Couleurs umgehen können. Einfache Antworten auf diese Fragen wird es nicht geben. Anders als bei der Fragen nach einem Verbot der Burka und ähnlicher Gewänder wird sich diese Frage weder mit einem ja, noch mit einem nein beantworten lassen, sondern eine beständige Herausforderung bleiben. Das ist unbequem, müssen wir uns darin doch immer wieder neu Verständigen. Doch ist dieser Aufwand im Interesse unserer Freiheit nötig.

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