Ein täglicher Gedanke in Zeiten des Virus – Tag 11

Gott spricht:
Wenn du durch Wasser gehst – ich bin bei dir, und durch Flüsse – sie überfluten dich nicht. Wenn du durch Feuer schreitest, wirst du nicht verbrannt, und die Flamme versengt dich nicht.
Jes 43,2

Das Aufgabengebiet unserer Feuerwehr ist breit. Sie löscht Brände, regelt den Verkehr bei einem Unfall, unterstützt die Strassenrettung, pumpt Wasser aus Kellern, räumt umgefallene Bäume von der Strasse, greift bei einem Chemieunfall ein, leitet den Verkehr um, rettet eingeschlossene Personen bei einem Brand über Leitern, birgt Kühe aus Jauchegruben und eingestürzten Kavernen, leistet der SBB bei Tunnelbränden support, holt Katzen von Bäumen und Jugendliche von Baukränen und vieles mehr. Sie tut dies zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal ob Sommer, Herbst, Winter oder Frühling. Auch in unserer surrealen Zeit mit Corona und COVID-19 sind Frauen und Männer bereit zu helfen. Sie reagieren auf unterschiedlichste Bedrohung. Zwei Bedrohungen stechen aber hervor. Das Feuer, welches der Feuerwehr den Namen gibt und das Wasser, das vor allem in Form von heftigen Niederschlägen nicht nur Keller unter Wasser setzt.

Wasser und Feuer sind dabei so etwas wie Urbedrohungen von uns Menschen. Feuer zerstört Lebensgrundlage. In einem trockenen Sommer kann ein einziger Funke ein reifes Feld in Brand setzen. Innert Minuten verbrennt, was über Monate wuchs. Die Ernte eines ganzen Jahres kann in kürzester Zeit zu Asche werden. Auch wenn die Ernte eingefahren ist, ist die Bedrohung durch das Feuer nicht vorbei. Manche Mühlen wurden in früheren Zeiten durch explosionsartige Brände zerstört. Der Mehlstaub in der Luft in der richtigen Mischung ist wie Sprengstoff. Es kommt zur Staubexplosion. Aber auch so etwas harmloses wie Heu kann ein Haus zerstören. Ist Heu beim Einlagern nur etwas zu feucht, kann es gären und die Gärungshitze so gross werden, dass sich der Heustock von selbst entzündet. Das Feuer kann auf ein Wohnhaus übergehen und die Lebensgrundlage, ja das Leben selbst zerstören.

Auch Wasser ist tödlich. Zwar sind bei uns die Bäche und Flüsse durch bauliche Massnahmen gezähmt und nur in den Bergen darf das Wasser noch als Wildbäche in den Schluchten tosen, doch es ist noch gar nicht so lange her, dass auch in unserer Gegend Menschen von der ungezähmten Aare mitgerissen wurden und ertranken. Selbst für eine trockene Region, wie es sie an manchem Ort in Israel und der Levante gab und gibt, war Wasser eine Bedrohung. Die vielen ausgetrockneten Wasserläufe, Wadi genannt, konnten bei einem Gewitter innert Sekunden zu reissenden Strömen werden. Und auch wo das Wasser ruhig war, wie das Wasser des See Genezareth, stellte es doch eine Bedrohung dar. Die Fischer konnten meist nicht schwimmen. Fielen sie über Bord, war ihr Leben bedroht. Die Erzählung von Petrus, der zu Jesus auf das Wasser steigt und einsinkt, zeugt davon.

Wasser und Feuer sind ernste Bedrohungen für Menschen. Sie sind zugleich aber auch Gegenspieler. So zerstörerisch Wasser sein kann, bei einem Brand leistet es gute Dienste. Es ist das meist verbreitetste und meist vorhandene Löschmittel. Feuerwehrmänner und -Frauen aller Zeiten löschten damit so manchen Brand.

Doch haben beide Elemente neben ihrem zerstörerischen Potential auch eine religiöse Bedeutung. Beide Elemente sind reine Elemente. Sie haben reinigende Kraft. Beide Elemente spielen deshalb in den Reinheitsgeboten des Alten Bundes eine wichtige Rolle. So mussten sich Menschen, die mit unreinem in Berührung kamen, durch rituelle Bäder vor der Gottesbegegnung reinigen. Metallene Gegenstände, die mit unreinem in Berührung kamen, konnten durch das Läutern im Feuer wieder für den kultischen Gebrauch nutzbar gemacht werden. Wasser und Feuer dienten der rituellen Reinigung.

Auch in unserem christlichen Glauben ist davon noch etwas zu spüren. Zur Taufe gehört das Wasser. Wenn es auch in der reformierten Tauftradition nicht mehr ausgesprochen wird, so schwingt die reinigende Kraft des Wassers doch auch in unserem Taufsakrament mit. Es ist kein Zufall, dass Feuer zu manchem christlichen Brauch dazugehört. Die brennenden Kerzen am Weihnachtsbaum geben nicht nur Licht. Das Osterfeuer, das an manchen Orten in der Nacht von Karsamstag auf Ostern brennt, soll nicht nur wärmen. Es ist kein Zufall, dass der Heilige Geist an Pfingsten in Form von Feuerflammen auf die Gemeinde kommt. Das Feuer läutert. Es macht rein.

All dies schwingt im heutigen Vers mit. In ihm sagt Gott durch den Mund des Propheten Jesaja seinen Beistand  im Gang durch Wasser und Feuer zu. Er verspricht uns seine Hilfe in jeder Bedrohung. Sein Beistand gilt in jeder Not. Der Vers spannt den Bogen vom Feuer bis zum Wasser. Gott steht uns über den ganzen Bogen aller möglichen Bedrohungen bei. Sein Zuspruch gilt in jeder Lage.

Egal ob wir in der gegenwärtigen Lage eine Bedrohung sehen, oder auch eine reine Herausforderung und Anfrage an unser Leben sehen. Egal ob wir das Virus als Schicksal, Zufall, Strafe, Herausforderung oder Chance begreifen. Eines ist uns zugesprochen. Gott lässt uns den Weg durch die Krise nicht allein gehen. Er geht mit uns. Er ist uns nahe. Mag er uns auch durch Wasser und Feuer gehen lassen, so stehen wir doch unter seinem Schutz. Mag uns das Wasser auch den Atem rauben und das Feuer uns versengen, so will er doch, dass unsere Seele keinen Schaden nimmt. Auf ihn dürfen wir vertrauen. Er bewahrt uns nicht vor allem Leid, aber ist mit uns in allem Leid. Er steht uns bei und geht mit uns.

Gebet

Gott
Durch Wasser und Feuer führst du mich.
Mein Leben ist bedroht.
Ich habe Angst.
Ich bringe meine Sorgen vor dich.
Läutere meine Seele und schaffe mir ein reines Herz.
Erhalte mich in deiner Gnade.
Stärke meine Zuversicht.
Lass mich wachsen in der Hoffnung auf dich.
Steh mir bei und geh den Weg mit mir, wo hin er mich auch führen mag.
Sei mir gnädig und lass meine Seele keinen Schaden nehmen.
Amen

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