Alles vermag ich durch Jesus Christus, der mir die Kraft dazu gibt.
Phil 4,13
Das Leben ist mitunter herausfordernd. Dies wird mir jeweils besonders in den Jugendlagern und auf den Konfirmandenreisen deutlich. Es gilt die Verantwortung zu übernehmen und dabei zu wissen, dass man weitaus nicht alles unter Kontrolle hat. Junge Menschen sind Entdeckerinnen und Entdecker. Sie loten ihre Grenzen aus. Ihr Gefühl für Gefahr ist ein anderes als das meinige. Es ist gewiss keine böse Absicht dahinter, wenn einige von ihnen geradezu angezogen werden durch Gefahrenhinweise und Verbote. Manchmal ist es pure Lebensfreude. Es ist wunderbar, dass sie sich im Suchen der Grenzen noch völlig vergessen können. Ich freue mich mit ihnen – ausser, wenn ich die Verantwortung trage.
Erlebnisreisen mit Jugendlichen, wie es das Hausbootabenteuer ist, das wir als Kirche seit einigen Jahren anbieten, haben für mich deshalb auch etwas Aufregendes. Im Vorfeld durchlebe ich jeweils ein Wechselbad der Gefühle. Freude auf das Abenteuer; Sorge, ob alles wie geplant klappt; Zuversicht, weil ich weiss, dass wir als Reisegemeinschaft viel Spass haben werden; Angst, weil ich plötzlich von schlimmsten Unfallszenarien träume; Dankbarkeit, weil sich wieder genügend Begleiterinnen und Begleiter gewinnen liessen; Glück, weil es ein Geschenk ist, eine ganze Woche mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden zu verbringen.
Natürlich gehört zu einer solchen Reise eine gute, professionelle Vorbereitung. Checklisten, Materialsammlungen, Karten und Reiseführer sind nötige Hilfsmittel. Selbstverständlich überarbeite und überdenke ich jeweils das Sicherheits- und Notfallkonzept. Es wird von Jahr zu Jahr umfangreicher. Einiges hat sich in der Praxis bewährt, doch das meiste ist zum Glück bisher nicht zum Einsatz gekommen. Der Notfall ist nicht eingetreten. Dafür bin ich dankbar.
Die professionelle Vorbereitung und Lagerleitung sind in meiner Hand. Das Handwerkszeug dazu habe ich gelernt. Doch sobald die Fahrt losgeht, entwickelt sich ein Eigenleben. Man kann eine Aufgabe noch so gut erklären, es wird immer wieder jemanden geben, der die Anweisung anders als gemeint versteht – nicht nur unter den Schülerinnen und Schülern. Man kann noch so gründlich das Befahren und Verhalten in einer Schleuse besprechen und schulen, dennoch wird sich die eine oder der andere nicht daranhalten und es schlicht vergessen. Dann gilt es aufmerksam zu sein, zu erinnern, zu ermahnen, aufzufordern und wenn alles nichts hilft, auch einmal laut zu werden. Leben vor Unversehrtheit, heisst dies in der Feuerwehr und ich meine es sei besser, wenn sich auch der Pfarrer einmal unfromm aufführt, wenn es gilt Lebensgefahr abzuwenden. Das ist anstrengend und braucht viel Kraft, aber die vielen guten Momente überwiegen doch bei weiten. So sind die Lager und Reisen für mich eine Herausforderung, aber sie machen auch unheimlich Spass!
Ich glaube, es gehört jeweils eine gute Portion Gottvertrauen dazu. Anders könnte ich die Verantwortung nicht übernehmen, ohne dabei die vollständige Kontrolle zu haben. Es braucht Kraft. Diese Kraft ist nicht meine Kraft. Sie muss mir von aussen gegeben werden. Es ist Gottes Kraft.
Sie vermag es, dass ich auch in den Schleusenfahrten das Vertrauen behalte. In ihr kann ich die Situation annehmen. In ihr kann ich die Schleuse befahren. Auf der Reise mit der Konfirmandenklasse, aber auch im Leben. In ihr halte ich fest am Vertrauen auf Gott, was auch immer mir entgegentritt.