Während meiner praktischen Ausbildung besuchte ich einen Kurs zur Gestaltung meditativer Feiern. Als Gruppe angehender Pfarrerinnen und Pfarrer tauschten wir uns über verschiedene Aspekte der Gestaltung kontemplativer Elemente aus. Einen ganzen Nachmittag widmeten wir der Gestaltung der Mitte in einem meditativen Kreis.
Viele kreative und hilfreiche Ideen kamen zusammen und einige probierten wir in der Gruppe aus. Aber am eindrücklichsten war für mich die Mitte leer zu lassen. Keine Blume, kein symbolischer Gegenstand, keine Kerze – nicht einmal das Meditationswort auf ein Blatt Papier geschrieben. Einfach nichts – einfach eine leere Stelle.
Auch die Frauen, von denen Markus in seiner Passionserzählung berichtet, fanden am Ostertag bloss ein leeres Grab. Den Leichnam Jesu fanden sie nicht.
Furcht ergriff sie. Sie ergriffen die Flucht.
Damit sind sie nicht allein. Die Bibel berichtet von vielen Menschen, die in der Begegnung mit Gott erschraken. Doch, das Grab ist leer! Kein brennender Dornbusch, keine Seraphime mit sechs Flügeln, kein Rauch – keine Gottesbegegnung? Nur ein leeres Grab?!
Nein. Mehr als ein leeres Grab. In der Auferstehung erfüllt sich das zweite Gebot. Von Gottes Sohn bleibt keine Reliquie zurück. Nichts, das verehrt werden könnte. Seinen Jüngerinnen und Jüngern blieb nur die Erinnerung. Ereignisse und Worte, die Weitererzählt wurden und werden. Erzählungen, in denen Gott gegenwärtig wird.
Paulus schreibt: „Also kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber geschieht durch das Wort von Christus.“ (Röm 10,17).
Die Botschaft von Ostern kann nicht begriffen werden. Wir können sie aber hören und davon erzählen.