Ein täglicher Gedanke in Zeiten des Virus – Tag 52

Denn der Gott, der gesagt hat: Aus der Finsternis soll Licht aufstrahlen, er ist es, der es hat aufstrahlen lassen in unseren Herzen, so dass die Erkenntnis aufleuchtet, die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes auf dem Angesicht Jesu Christi.
2. Kor 4,6

Ich muss Ihnen heute ein Geständnis machen. Nun gut, ich muss nicht. Es gibt keinen äusseren oder inneren Zwang. So will ich heute ein Geständnis machen. Ich will Ihnen etwas über mich erzählen, dass nicht vorbildlich ist. Ganz im Gegenteil. Es ist eine schlechte Angewohnheit. Einige würden gar behaupten es sei ein Laster. Und so muss ich Ihnen als erstes dringend davon abraten es mir nachzumachen. Bitte nicht! Es sei denn, Sie teilen mein Laster längst. Dann will ich Ihnen selbstverständlich nicht in Ihre Freiheit hineinreden. Ganz im Gegenteil – ich wünsche Ihnen zu Ihrem Laster die gleiche Freude, wie ich Sie bei dem meinigen erlebe.

Wenn ihr Leben aber frei von Lastern ist und Sie sich gerne ein blütenreines Bild von mir bewahren möchten, dann lesen Sie nun bitte nicht weiter! Lassen Sie es sein. Ich werde mein Laster vor Ihnen weiterhin verschweigen, oder zumindest nicht davon sprechen, denn Sie werden sowieso schon davon wissen. Im Dorf bleibt nichts verborgen. Dem Dorf sind die schlechten Angewohnheiten und Laster seiner Bewohnerinnen und Bewohner bekannt. So ist das Dorfleben. So muss es sein!

Sie lesen noch? Habe ich Sie nicht gewarnt? Wittern Sie ein Geheimnis und können nicht darauf verzichten es zu erfahren? Oder sehen Sie in meiner Ankündigung ein Versprechen? Schliesslich schreibe ich: «Ich will gestehen!» Nun dann haben Sie natürlich recht. Ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe ein Geständnis versprochen und will dies Versprechen nun auch einlösen. Also letzte Chance auszusteigen. Wer weiterliest, liest auf eigene Gefahr!

Ich gestehe es ein, ich rauche Pfeife! Ich rauche, während ich Ihnen dies schreibe. Ich geniesse es. Vielleicht gerade deswegen, weil so vieles dagegenspricht.

Es ist ungesund. Ich weiss. Wie alle Tabakprodukte. Es ist ungesund, wie das Steak medium rare, das ich ab und an geniesse. Es ist ein Laster, wie das eine oder andere Glas Rotwein, dass ich gern trinke und das nicht immer aus heimischer Produktion stammt.

Es ist zwecklos. Es ist Genuss und verfolgt keinen anderen Sinn. Darin liegt ein Stück des Wesens des Pfeifenrauchens. Es geschieht allein um seiner selbst wegen. Es ist Genuss und als solcher mir etwas wert. Vielleicht haben (oder hatten zumindest früher einmal) Pfeifenraucher deswegen den Ruf gute Zuhörer zu sein. Sie geniessen ihre Pfeife um ihrer selbst willen. Sie führen in derselben Haltung ihre Gespräche. Dies charakterisiert die Begegnung mit ihnen. Sie begegnen dem Gegenüber um dessen selbst willen. Das Gegenüber ist ihnen etwas wert. Nicht weil die Begegnung einem bestimmten Zweck dient, sondern weil sie, wie die Pfeife, um ihrer selbst willen eingegangen wird.

Es ist altmodisch. Die Pfeife fällt aus der Zeit. Sie ist nicht modern, auch wenn sie am Rande der Hippster Kultur ein Comeback erlebt. Doch anders als der neue Männlichkeitsschick verlangt die Pfeife Aufmerksamkeit. Sie lässt sich nicht schnell und dazwischen konsumieren. Sie lässt einem keine Wahl, wie etwa Whisky oder der Brandy. Mit ihnen kann, muss man sich aber nicht auseinandersetzen. Es ist zwar schade, aber man kann sie sich sprichwörtlich hinter die Binde kippen. Mit der Pfeife geht das nicht.

Es dauert lange. Die Pfeife passt nicht zu unserer schnelllebigen Zeit. Sie wird erst zum Genuss, wenn man sich Zeit nimmt. Sie entschleunigt mich. Sie wirft mich aus dem Takt. Sie bringt mich auf neue Ideen und lässt mir andere Gedanken zufliegen.

Und während ich dies schreibe, kommt so ein Gedanke geflogen. Haben Sie gewusst, dass man vermutet, dass die Pfeife ursprünglich dem Transport diente? Es heisst, der Mensch habe angefangen Pfeife zu rauchen, weil sich in der Pfeife die Glut des Lagerfeuers von einem Ort zum anderen tragen lässt. Man(n) stopfte trockenes Laub in einen Becher aus Lehm und steckte unten ein Schilfrohr oder ein hohles Stück Holz hinein, so war die Pfeife geboren. Mann legte Feuer an das Blattwerk und zog an der Pfeife. Die Glut frass sich langsam durch die Kräuter. Am neuen Lagerplatz angekommen, kippte man die Glut auf feines Holz. Blies sie an und bald brannte ein wärmendes Feuer.

Meine täglichen Gedanken sind darum dem Pfeifenrauchen sehr verwandt. Sie brauchen Zeit. Man muss sich mit ihnen auseinandersetzen. Sie fallen aus der Zeit. Sie tragen die Glut weiter.

Jetzt, wo wir uns nicht um das Lagerfeuer des Wortes Gottes versammeln dürfen, geben sie doch die Glut weiter. Sie tragen die Glut in die Häuser und in die Gedanken meiner Leserinnen und Lesern. Sie bringen Ihnen ein Stück Lagerfeuer nach Hause. Möge die Glut Ihnen ins Herz sinken und das Feuer des Wortes Gottes in Ihnen brennen. Möge der Gedanke zum Gottesdienst werden und möge das Feuer Ihre Seele wärmen. Mögen Sie geborgen sein in Gottes Gegenwart.

Sind sie schockiert ob meines Geständnisses? Es tut mir leid. Ich habe Sie gewarnt! Doch schütten Sie das Kind nicht mit dem Bade aus. Lassen Sie sich ein auf die Glut, die ich weitergab. Lassen sie das Wort Gottes brennen. Lassen Sie sein Licht in Ihrem Herzen leuchten!

Lassen Sie das Pfeifenrauchen, aber lassen Sie nicht ab von der Glut. Geben Sie Gottes Wort weiter!

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